lunes, 13 de agosto de 2012


Delphine mit Handikap

12.08.2012 ·  Trächtige Delphinweibchen ändern ihren Schwimmstil, denn sie büßen ihre Stromlinienform ein. Die Veränderungen dokumentierten jetzt kalifornische Wissenschaftler.
Von DIEMUT KLÄRNER

Schwangerschaften sind nicht selten ein beträchtliches Handikap. Für Delphine sind sie das immer, zumindest in den letzten Wochen vor der Geburt des Sprösslings. Trächtige Weibchen werden dann merklich ausgebremst. Wie sie dabei ihren Schwimmstil verändern, haben kürzlich Wissenschaftler um Shawn R. Noren von der University of California in Santa Cruz an der Küste von Hawaii beobachtet (“The Journal of Experimental Biology“, Bd. 214, S. 4151). Als Forschungsobjekte dienten zahme Große Tümmler, die für eine nahrhafte Belohnung bereitwillig zwischen zwei Trainern hin und her schwammen und sich dabei filmen ließen.

Zwei Wochen vor dem Geburtstermin hatten die trächtigen Delphinweibchen ihre elegante Stromlinienform weitgehend eingebüßt. Ihr Körperumfang hatte um gut ein Fünftel zugenommen, ihre Frontfläche um etwa fünfzig Prozent. Bei einer gemächlichen Fortbewegung mit sechs Kilometern pro Stunde war der Strömungswiderstand deshalb ebenso hoch wie bei nicht trächtigen Tieren, die mit doppelter Geschwindigkeit schwimmen. Kein Wunder, dass hochträchtige Weibchen meist nur langsam dahinschwammen und kaum einmal dreizehn Kilometer pro Stunde erreichten. Ohne die Belastung durch Nachwuchs kommen Große Tümmler mühelos und aus freien Stücken auf mehr als zwanzig Kilometer pro Stunde.
Höhere Schlagfrequenz

Doch nicht nur der Strömungswiderstand hindert trächtige Delphinweibchen an einem flotten Tempo. Mit einem fast ausgewachsenen Fötus im Leib können sie ihre Schwanzflosse auch nicht mehr so weit auf und ab schwingen wie gewöhnlich. Entsprechend kürzer ist die Strecke, die sie mit jedem Flossenschlag zurücklegen. Dass sie die geringere Amplitude durch eine höhere Schlagfrequenz ausgleichen, geht auf Kosten der Effizienz. Ein weiteres Hemmnis bei der Fortbewegung sind die stattlichen Speckpolster, die sich Delphine zulegen, um ihr Junges nach der Geburt mit fettreicher Milch versorgen zu können. Der Auftrieb, den diese Fettreserven erzeugen, hindert die trächtigen Weibchen daran, so flink wie sonst nach Beute zu tauchen. Wahrscheinlich sind sie mehr denn je auf ihresgleichen angewiesen. Wenn eine Gruppe von Großen Tümmlern einen Fischschwarm einkreist, dürfte auch den durch Schwangerschaft gehandikapten Mitgliedern eine üppige Mahlzeit winken.

Vom Zusammenhalt ihrer Gruppe sind trächtige Weibchen aber auch besonders abhängig, um nicht selbst einem hungrigen Meeresbewohner zum Opfer zu fallen. Umringt von wachsamen Artgenossen, haben sie bessere Chancen, drohende Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Außerdem kann sich eine Delphingruppe mit vereinten Kräften wirksam verteidigen, gegen einen hungrigen Hai zum Beispiel. Zügig durchs Wasser gezogenen Fischernetzen in die Quere zu kommen, ist für hochträchtige Delphinweibchen deshalb besonders heikel. Selbst wenn sie sich nicht in den Maschen verfangen, verlieren sie womöglich den Anschluss an die Gruppe und bleiben schutzlos zurück.

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